Julia Binter
AT/GBFellow an der Kunsthalle BremenFoto
Fellow
Julia Binter (*1984) hat Kultur- und Sozialanthropologie sowie Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Wien und Paris studiert und promoviert zu Welthandel, kulturellem Austausch und imperialem Kontakt in Westafrika an der University of Oxford. Von 2010 bis 2013 arbeitete sie als kuratorische Assistentin am Weltmuseum Wien. Seit 2009 unterrichtet sie an der Universität Wien. In ihrer Forschung setzte sie sich bisher mit medialen Globalisierungs- und Migrationsdiskursen, Handels- und Kolonialgeschichte sowie Erinnerungskulturen und postkolonialer Theorie auseinander. An der Kunsthalle Bremen wird sie den kolonialen Blindstellen in der Sammlung nachspüren und eine Ausstellung kuratieren, die einen Diskussionsraum über Bremens koloniale Vergangenheit eröffnet.
Projekt
Der blinde Fleck: Welthandel, Mäzenatentum und Sammlungsgeschichte in der Kolonialzeit am Beispiel der Kunsthalle Bremen. Die Hansestadt Bremen war im 18. und 19. Jahrhundert ein florierendes Zentrum der sich rapide ausweitenden interkontinentalen Handelsbeziehungen und Ausgangspunkt für koloniale Expansion und Ausbeutung. Aber auch die massenhafte Auswanderung im 19. Jahrhundert nahm hier ihren Anfang.
Die Gründung des Bremer Kunstvereins 1823 fällt in diese Zeit. Unter den Kunstwerken, die der Kunsthalle Bremen damals gestiftet wurden, waren allerdings nur wenige Werke außereuropäischer Kunst. Dennoch ist auch die Bremer Sammlung vom Erbe der Kolonialzeit geprägt. Die kolonialen und imperialen Spuren sind bisher jedoch eher versteckt geblieben.
Die Aufgabe des/der Fellow ist, diesen „blinden Fleck“ der Bremer Sammlung zu untersuchen und die Ergebnisse für eine Ausstellung aufzubereiten. Im Kontext der Postkolonialen Theorie sind in der Kunstgeschichte mittlerweile Methoden zur Erschließung verborgener kolonialer und rassistischer Zusammenhänge entwickelt worden.
Eine Debatte über interkulturelle Arbeit im Museum soll initiiert und Perspektiven für die zukünftige Präsentation der Sammlung entwickelt werden. Die Reflexion des kolonialen Erbes ist auch Anstoß, den heutigen Effekten von Globalisierung und Migration kreativ zu begegnen und Identität neu zu denken.
Inform.
Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen
Am Wall 207
28195 Bremen
Presse
Diese Bremer Ausstellung sollte ein Beispiel sein, WELT, 18. August 2017
Bremens blinde Flecken, Weser Kurier, 3. August 2017